Juni 23, 2019

Sommeranfang 2019

Mit einem gebrauchten Klappstuhl zur Grabstelle. Gießen und genießen!



Nur wegen der Alliteration – genießen? Nein, ich genieße die Ruhe wirklich. Aber nicht nur die, sondern auch die unterschwellige Aufforderung, die Grabstelle zu pflegen. Meine Vorstellung von Pflege ist nicht unbedingt die der Friedhofsverwaltung. Ich reibe mich gelegentlich an den Vorstellungen, Vorgaben, Konzepten, wenn ich mich mit den Angestellten unterhalte.
Die Einfassung der Grabstelle mit gleichfarbigem roten Granit hatten wir bei einem Treffen vor Ort beschlossen. Die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes (ca. 1910), wahrscheinlich eingerahmt von einem geschmiedeten Gitter, ist unrealistisch. (Es gibt auch keine Bildquelle.) Da wir bei der Restaurierung auch gleichzeitig den Gedanken der „Neubelegung“ bedenken, stimme ich der Rahmung mit Granitstreifen zu.

Als ich dann das Ergebnis sah, erschrak ich. Das sah spießig aus. Modern, an die neue Friedhofsordnung angepasst. Ich aber wollte mit meiner Spende und Patenschaft ein Grabdenkmal sehen, dass halbwegs eine historische Anmutung hat. Halbwegs - auf einem durch den Weltkrieg zerstörten Ort und durch jahrelange Ignoranz der städtischen Behörden vernachlässigten Kirchhof.

Schließlich war es der Steinmetz, der meinte, ich solle einfach Gras über die Einfassung wachsen lassen. Also finanzierte ich die innere Bepflanzung und bat den Friedhofsgärtner, etwas Mutterboden außerhalb des Rahmens anzuschütten. So wächst die gepflegte Grabstelle mit der wilden Wiese zusammen. Ich gieße deshalb auch das Drumherum.


Wenn ich auf dem Klappstuhl sitze, dann schaue ich ja nicht nur in eine Richtung oder in mein Buch, sondern auch auf die gegenüberliegende Seite, bewundere das Gitter mit dem schönen, geschmiedeten Zaun und den Symbolen der damaligen Begräbniskultur (Sepulkralkultur).


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Die Idee, an dieser Stelle, etwa da wo jetzt der Klappstuhl steht, eine einfache Klappbank aufzustellen, habe ich nicht aufgegeben. Mal sehen, wie ich das schaffe.

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